Erwin, der Zauberer 8 v. 9

Am nächsten Morgen war Erwin immer noch sauer aufgrund der Geschichte mit dem grünen Männchen. Und so entschloss er sich, seinen Zauberstab zu dem Gelehrten X-Zibitus zu schicken. Dieser, das wusste er, arbeitete für Magic-TV und konnte in seinem Gelehrtenkurs Pimp My Wand einiges für Erwin erreichen. X-Zibitus machte sich mit seinen Gelehrtenanwärter sofort an die Arbeit und gab dem Stab ein völlig neues Außenund Innenleben. Insgesamt wurde dieser dreimal so dick wie vorher, viermal so lang und zehnmal so schwer. Am Ende des Stabes befestige X-Zibitus einen gewaltigen sechsseitigen Metallklumpen, der in seiner Form vollendet und einfach nur pompös anzuschauen war.

Bei nüchterner Betrachtung hatte man einfach nur einen kleinen Stab in einen großen Hammer verwandelt.

Doch dieser erfüllte seinen Zweck. Erwin zog mit seinem gepimpten Stab durch Felder, Wälder, Täler, über Hügel und durch Disneyland, bis er an einem kleinen Weiher auf das grüne Männchen traf. Ohne zu zögern schmetterte Erwin seinen Hammer gegen den Kopf des Männchens, so dass dieser zerbarst und sein anatomisches Innere voller Pracht der Nachwelt zeigte.

Gehirnfetzen und blutiger Schleim quollen aus dem Loch, das so groß war, dass ein Kamel in ihm ohne Probleme ein glückliches Kalb hätte auf die Welt bringen können. Doch war von einem Kamel nichts zu sehen. Stattdessen krabbelten kleine, schwarze Gehirnkäfer aus dem blutigen Matsch hervor.

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Erwin, der Zauberer 7 v. 9

Der aufmerksame Leser vermag nun Dinge zu bemerken, die Erwin auf eine gar abstruse Weise widerfahren. Dies ist jedoch kein Wunder, da es ja bereits erwähnet wurd‘, dass es vortrefflich möglich sei, auf diesem Eiland, welch selbiges Erwin nun beherbergt, Dinge passieren können, die zu erklären ein kläglich‘ Versuch sein kann, jedoch nicht muss. Hier soll davon jedoch abgesehen werden.

An einem gemütlichen Abend, als Erwin zuhause war und sich neue Kampfstrategien ausdachte, hörte er ein fürchterliches Getöse im Burghof. Er lugte aus dem Fenster und sah gerade noch, wie eine kleine, grüne Gestalt seinen allerletzten Zaubergehilfen mit einem Fleischermesser zermetzelte und in seinem kleinen, grünen Auto floh.

Erwin war rasend vor Wut. Er rannte die Treppe hinunter, sprang über die Zäune, die seine Kräuter vor Übeltätern schützte, verpasste dem Gehilfen der blutend am Boden lag noch aus lauter Bosheit einen Tritt ins Gesicht und sprang auf seine Harley. Der Motor war kaputt. Erwin war das egal. Er saß auf dem Sattel der schweren Maschine und machte die Motorengeräusche so gut es ging mit seinen Lippen nach. „BRRRRRRRR… WWRRROOOMMMMM… NNNIIIAAAAAAGGGGG…“ Den Gehilfen hinter ihm, der sich inzwischen wieder aufgerappelt hatte -Zaubergehilfen haben eine unglaubliche Selbstheilungskraft- überfuhr er in Gedanken ganz einfach. Worauf dieser am seelischen Schock wirklich starb.

Erwin wusste eigentlich, dass es gar nichts brachte, was er gerade tat. Aber es machte ihm tierisch Spaß. Dann ging er zu Bett.

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Erwin, der Zauberer 6 v. 9

Erwin der Zauberer blickte voller Stolz auf sein Werk und sprach den feierlichen Eröffnungszauber. Seine Stimme loderte wie Feuer vor seinen Augen, als die magischen Worte zum Ausspruch kamen: „Abrakardoffel, die Burg ist jetzt offel… äähh, offen!“

In einem nicht zu beschreibenden Blitzlichtgewitter wurden Fahnen und tonnenweise Konfetti durch die Lüfte gewirbelt. Fanfaren brüllten wie Elefantenhorden, so dass der Boden erbebte.

Hunderte, flugs herbei gezauberte Gehilfen schwenken Flaggen auf denen Erwins Antlitz abgebildet war uns standen Spalier als der mächtige Zauberer über die Schwelle trat. Er betrachtete voller Stolz sein Werk und feierte in den großen Weiten des Schlosses mit Wein, Weib und Gesang bis in die frühen Morgenstunden. Nun ja, eigentlich nur mit Wein. Und der Gesang klang eher jämmerlich, da er nach wie vor der Einzige in diesem übergroßen Haushalt war.

Erwin fühlte sich ganz einfach einsam.

Aber er wäre kein so großer Zauberer gewesen, hätte er nicht auch dafür die passende Lösung gefunden. Und so zauberte er sich aufs neue fünfzig nette Zaubergehilfen, die jedoch bei einem kläglichen Versuch, Suppe zu kochen, alle, bis auf zwei umkamen. Erwin fand das sehr amüsant, vor allem, weil er sich ja immer wieder neue Gehilfen zaubern konnte. So kam er auch auf die Idee, seine Gehilfen als Einmal-Assistenten an große Firmen zu verkaufen. Hier wurden sie als Briefbeschwerer, Fischmehl, Seifenaufheber oder Brennstäbe-aus-Kühlbecken-Zieher eingesetzt.

Doch wie das nun mal so in der Welt des Kapitalismus ist, hatte Erwin Probleme mit der Konkurrenz und musste um jeden Gehilfen-Platz kämpfen, da er leider vergessen hatte, sich die Idee rechtzeitig schützen zu lassen.

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Erwin, der Zauberer 5 v. 9

Schon am nächsten Tag wurden tonnenschwere Steine mit bloßer Muskelkraft von der Küste bis zum Bauplatz geschleift. Bäume wurden gefällt, Wasser wurde gestaut. Tage, Wochen, Monate, bei Regen, Schnee und eisigem Wetter wurde ein Stein auf den andren gesetzt. Die Fugen wurden mit Mörtel verkleidet, die inneren Wände mit Lehm abgedichtet. Der Boden mit flachen Steinen versehen, das Mobiliar aus gefällten Bäumen geschnitzt.

Erwin betrachtete alles genau und als er meinte, er hätte nun verstanden, worauf man beim Burgbau achten müsse, schaltete er den Fernseher aus und drehte sich zu dem immer noch leeren Bauplatz um.

Wieder zogen Tage und Wochen, sogar Monate ins Land. Doch diesmal viel langsamer als in der Heimwerkersendung und Erwin tat sein Bestes, um mittels handwerklichen Geschicks und ein klein wenig Zaubereibaukunst sein Zauberschloss seinen Vorstellungen entsprechend umzusetzen.

Nach getaner Arbeit glich dieses mehr einem Palast. Hunderte Türme ragten wie Speerspitzen gen Himmel, als ob sie Erwin vor einer einbrechenden Gefahr jenseits des Firmaments schützen wollten. Ein langer Graben zog sich um die gesamte Burg, angefüllt mit ätzender Säure und besiedelt von ätzender-Säure-resistenten Krokodilen. Eines davon hieß Hermann.

Überall um die Burg herum lagen kunstvoll aus Pappmache gefertigte menschliche Körperteile, um die Gefahr des Betretens dieses Grundstückes noch mehr hervor zu heben.

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Erwin, der Zauberer 4 v. 9

Die Erde begann zu erzittern und Passanten und Wanderer, Zivilisten und Hofangestellte unterbrachen ihre Sammlerarbeiten, da hier zweifellos etwas Interessantes passierte. Ein Donnern durchlief den Boden. Einige Personen  hatten Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten, als mit einem monströsen Knacken die Erdkruste an manchen Stellen aufbrach und auf einmal tausende amerikanische Soldaten, die mit lauten „God Save The President“ Rufen der Erdkruste entstiegen, begannen, die Büroutensilien einzusammeln, sowie die gesamte Hofschar der Reihe nach zu vergewaltigten und zu zermetzeln, um sie dann in große Kisten zu verfrachten, die die Aufschrift „Guantanamo Bay – Service Package“ trugen.

Erwins Zauber hielt zum Glück nicht allzu lange an. Doch der Kaiser, der sich zwar der Zerhackstückelei, jedoch nicht des Missbrauchs entziehen konnte, verbannte ihn auf eine einsame Insel vor den Grenzen des Reiches. Erwin hörte schon des Öfteren von dieser Insel und nicht selten hatte man schon viele Leute warnen müssen, nicht dieses Eiland zu betreten, da dort seltsame, nun ja, DINGE passierten. Der Zauberer fürchtete sich vor dieser Insel, denn nichts war für ihn schlimmer, als sich in Situationen wieder zu finden, die er entweder nicht selbst ausgelöst hatte, oder die er selbst nicht steuern konnte. Sei es durch Magie oder ganz menschliche Hinterfotzigkeit.

Erwin wusste jedoch genau, wie er sich auf eine solche Situation vorbereiten konnte. Abwehr und Sicherheit stand nun an oberster Stelle und so zauberte er sich vom Fleck weg ein kleines Architekturbüro, in dem er sich sofort daran machte, die Pläne für einen Zauberturm in Angriff zu nehmen. Die Magie beflügelte seine Fantasie und er träumte von einer Burg mit gewaltigen Türmen und etlichen Abwehranlagen gegen, nun ja, gegen DINGE eben, die ihm hier widerfahren könnten.

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Erwin, der Zauberer 3 v. 9

Am ersten Tage las er alles, was ihm irgendwie in die Finger kam und von Bürotechniken handelte. Den zweiten Tag nutze er dazu, in betrunkenem Zustand sein Zauberzimmer nach Feng-Shui Richtlinien umzuräumen. Am dritten Tag las er, wieder ein Versehen, das aus seinem Alkoholkonsum resultierte, Bücher über politische Diskussionen und Abhandlungen über Außenpolitik, da er sich von den Bildern beeinflussen ließ, die diese Bände normalerweise zieren. Dicke nichtssagende Politikergesichter in schön eingerichteten Büros, schreibend, tippend, an Tischen sitzend und Papiere in den Händen haltend.

Am späten Nachmittag des dritten Tages schritt er voller Stolz und, seines Erachtens nach gut vorbereitet, vor die Türe und stellte sich inmitten des Unrates, der über das ganze Königreich verteilt war. Einige Untertanen hatten schon begonnen, die lose herum liegenden Büroklammer aufzuklauben, um sich daraus schön anzusehende Ketten zu basteln. Erwin statuierte ein Exempel an ihnen und löste mit seinem Zauberstab einige von ihnen in Luft auf. Immerhin wollte er sich seinen Respekt bewahren.

Er blickte über das Land, das unter Stühlen, Sideboards, Aktenschränken, Whiteboards und Unmengen von Kleinkram begraben war und sprach die magischen Worte, die vor seinem inneren Auge schon seit geraumer Zeit umherschwammen: „Bürogestuhl, ob groß, ob klein, sollst nun gar nicht mehr hier sein. Verschwindibus, verschwindibums, erlöse uns mit einem Rumms.“

Kaum hatte Erwin die Worte aus seinem Mund entlassen, wurde ihm klar, dass der Spruch wohl doch nicht die nötige Schwere der magischen Präsenz implizierte, wie er es ursprünglich erhoffte. Nüchtern betrachtet war er im Prinzip ein ziemlich alberner Spruch. In der Hoffnung, dass die Albernheit, die dem Zauberspruch innewohnte, diesen nicht in seiner Macht beeinträchtigen sollte, sog Erwin die Luft durch seine Zähne ein. Er sollte Recht behalten.

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Erwin, der Zauberer 2 v. 9

Als der Abend des Festes jedoch näher rückte, hatte Erwin mal wieder zu tief in sein Schnapsfläschchen geschaut und verwechselte dummerweise die Bücher über Pyrotechnik mit denen über Bürotechnik.

Das Ende vom Lied war, dass das Feuerwerk aus hernieder prasselnden Büroklammern, Aktenordnern, losem Papierkram, Lochern, Briefbeschwerern und sonstigen Büromaterialien bestand. Das mag am Anfang sehr amüsant erscheinen, jedoch traf ausgerechnet ein großes Bürosofa aus echtem Leder in wunderbarem Weinrot direkt die Stelle, an der der Prinz des Lands es für nötig befand, seiner Angebeteten einen Heiratsantrag zu machen. Dies hatte er sich extra für das Feuerwerk aufgespart.

Da das Sofa ein besonderes schweres und vor allem auch großes Sofa war, begrub es die angebetete Prinzessin gleich mit unter sich. Der Kaiser war geschockt ob dieser verantwortungslosen Tat, gab Erwin jedoch die Chance, dieses Malheur wieder gut zu machen. Ansonsten sollte es schwerwiegende Konsequenzen für ihn haben.

Wer hierbei an einfachen Tod denken mag, dem sei gesagt, dass es tausend schlimmere Dinge für Zauberer gibt, mit denen man diese wunderbar quälen kann.

Erwin schloss sich daraufhin drei Tage lang in seinem Zauberturm ein und bastelte sich einen gewaltigen Zauberspruch zusammen, der den Unrat beseitigen sollten. Er vernichtete mehrere Kannen Kaffee und versuchte sogar, die Betonung liegt hier auf versuchte, seinen Alkoholkonsum einzuschränken. Zumindest während dieser Zeit.

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Mächenstunde 2 v. 2

„Zum Glück bin ich kein Hund“, sagte sie zu ihrem Papa, der sie daraufhin mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah.

„Naja“, meinte er, „wenn, dann ein ganz wuscheliger, ein Bernhardiner, oder so!“ und konnte sich dabei ein Grinsen nicht verkneifen.

„Na warte“, maulte Paula, formte einen kleinen Schneeball und traf ihren Papa am Rücken.

In diesem Moment, als er sich umdrehte, sah sie zum ersten Mal bewusst sein weißgraues Haar, das ihm silbern über die Augen hing. Seine Lachfalten, die tiefen Gräben durch die Wangen zogen und die Furchen, die seine Stirn prägten.

Paula sah in ihrem Papa auf einmal einen alten Mann und fragte sich, wie es sein möge, alt zu werden. Ob sie wohl auch urplötzlich Falten bekäme? Oder ob ihr die Haare ausfielen?

Sie würde es erfahren.

Morgen war ihr letzter Tag im Büro. Danach könnte sie jeden Tag ihren Papa besuchen. Als Rentnerin würde sie viel Zeit haben.

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Metalgnome 15 v. 15

Thia verließ das Schlafzimmer und lief durch den Flur, während Dietmar über die letzten Stunden Resumeé zog. Ob wohl jemals jemand erfahren würde, dass er die Welt vor dem Untergang bewahrt hatte? Was mag der General wohl für einen Mensch gewesen sein? Und wie könnte er am Besten das Andenken Friedelindemann Pöckelsteinmayers in Ehren halten? Unter anderem versuchte er auch wieder, sich an die Gleichung zu erinnern, die ihm ermöglichte, das Geschlecht von Licht zu bestimmen. Aber er kam einfach nicht mehr über den Missbrauch der Katze hinaus und forschte noch weiter in seinem Gehirn nach diversen Zusammenhängen, die ihm alles irgendwie hätten klarer erscheinen lassen können. Nach einer Weile sah er sich um. Thia war immer noch nicht zurückgekehrt. Jedoch hörte er aus der Richtung, in der die Küche lag, seltsame Geräusche und fragte sich, ob seine Frau wohl wirklich die Muse besaß, jetzt noch die ganze Wohnung aufzuräumen. Dietmar verließ immer noch taumelnd seine Bettstand und lief aus dem Schlafzimmer den Gang entlang. Als er um die Ecke blickte, schien ihm ein Lichtschimmer von der Vorratskammer entgegen und er vernahm Thias Stimme, dessen Schatten er an der gegenüberliegenden Wand ausmachen konnte. „Wirklich“, hörte er sie aus der Vorratskammer heraus fragen. „Ein Kriegsveteran?“

Metalgnome 14 v. 15

Thia legte ihn in sein Bett und deckte ihn mit etwas Moos zu. Das inzwischen angetrocknete Erbrochene auf seinen Klamotten ignorierte sie vorerst. (Dazu muss allerdings gesagt werden, dass es bei Metalgnomen des Öfteren zu oralen Auswürfen kommt. In dieser Hinsicht scheint das kein Problem für diese lustigen Gesellen zu sein, da sie es sich normalerweise rausnehmen, selbst in dem Erbrochenen noch nach Überresten ihres viel zu oft vorkommenden, viel zu exzessiven Drogenkonsums zu suchen und diese Brocken nicht selten als Mitternachtsimbiss verzehren.) Dietmars lautes Atmen erfüllte die Luft, als sich seine Frau neben ihn ins Bett begab. „Dietmar“ „Hmmm…?“ Dietmar hob eine Augenbraue und drehte sich auf die  Seite, um Thia ins Gesicht schauen zu können. „Sag mal…ist die Vorratstür jetzt eigentlich noch zu?“ Dietmar grinste und Thia schaute ihn ungläubig an. „Weißt du was, ich schau am besten selbst schnell nach.“

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