Metalgnome 13 v. 15

Dietmars Augen weiteten sich schlagartig, als er den ersten Schwall des Gebräus schluckte. Thia sprang reflexartig von  seinen Schultern und brachte sich hinter dem noch immer brodelnden Kochtopf in Sicherheit. Das Grummeln in Dietmars Magen war nicht zu überhören. Sein Körper begann zu zittern und erbeben, als der Trank seine Wirkung tat und die Giftstoffe aus seinen Blutbahnen sog. Dietmars Stöhnen übertönte die dumpfen Klänge der Musik, die durch die Erdlöcher aus der Menschenwelt zu ihnen vordrangen. Er wälzte sich auf dem Boden, ließ den einen oder anderen jämmerlichen Schrei ausfahren, keuchte, hechelte, warf mehrere Behältnisse von den Küchenregalen hinunter, wälzte sich weiter auf der Erde, immer im Kreis, immer schneller, so dass ein durchdringender Pfeifton die Luft erfüllte und die Genesung in einem explosionsartigen Furz gipfelte. Den Kessel riss es durch die enorme Druckwelle aus seiner Verankerung. Stinkendes Gebräu flog durch die Luft, über den Boden, klebte an den Wänden. Töpfe und Pfannen schepperten und Teller und Tassen zerbarsten in den Regalen. Dann kehrte Ruhe ein. Thia hob ihren Kopf und blickte über den Rand des umgeworfenen Topfes. Dietmar stand in der Mitte des Raumes, in einer Pfütze aus Arschbackenbrühe, die ihm noch immer an den Beinen herunterlief. Noch viel zu sehr unter der körperlichen Tortur leidend, die ihm die Entgiftung angetan hatte, jedoch vollkommen klar im Kopf und mit reinen Gedanken. „Dietmar“, sagte Thia fast schon etwas ängstlich. „Ist alles in Ordnung?“ „Ich glaube schon“, entgegnete Dietmar und schaute an sich herunter. „Scheint noch alles dran zu sein.“ Thia ging auf ihn zu und nahm ihn fest in den Arm. „Ich hab doch gewusst, dass es was bringt, dieses Buch zu besorgen“, brachte Thia hervor. Sie nahm Dietmar an der Hand und führte ihn Richtung Schlafzimmer. Immer noch etwas benommen schaukelte er sich durch die Gänge.

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Metalgnome 12 v. 15

.“Gummihühnchen, Pfefferminze, eine Totenkopfflagge, Käpt’n Crunch Flakes, Schneckenkorn und ein Stück von einem Dachbalken. So ein Glück“, entfuhr es Thia. „Hab ich alles im Haus.“ Ein zugedröhnter Maulwurf kroch indessen vor der Küchentür vorbei und lachte über seine eigene Blindheit. Keiner bemerkte ihn. Thia sammelte die Zutaten in der Küche zusammen und warf sie in den Topf, in dem bereits der Spiritus vor sich hin brodelte. Dietmar bemerkte von all dem nichts. Er starrte auf den Boden und genoss das Gefühl der Gleichgültigkeit, dass sich so langsam in ihm ausbreitete. „SCHLAMPE…“, rief er plötzlich Thia entgegen und stürmte auf sie zu. „Du hast mit meiner Frau gefickt!!! Ich mach dich PLATT.“ Vollkommen unbeeindruckt drehte sich Thia nur minimal zur Seite und Dietmar landete abermals mit seinem schon viel zu traktierten Kopf an der Wand. Unbeeindruckt davon rührte seine Frau weiter in dem großen Kochtopf und blickte immer wieder auf die Uhr. „Noch zwei Minuten“, sagte sie zu sich. Dietmar rappelte sich auf. Ein Schwarm aus Schmerz und dumpfer Eintönigkeit vernebelte seine Gedanken. „Hmmm, wer kocht mir hier denn ein leckres Süppchen?“ fragte er in Richtung seiner Frau. „Wer will mich hier denn vergiften?“ Thia bemerkte die aufkommende Kifferparanoia und schaute abermals auf die Uhr. „WEEEEEEEER hat es hier denn nötig, seinen Mann aus dem Weg zu schaffen? WAS isch da los? SKANDAL!!!“ Dietmar kniete auf dem Erdboden während Thia mit einem Schöpflöffel des Gebräus auf ihn zusteuerte. Dietmars Augen blitzten, als sie vor ihm stand. „Ich hab meine Frau nicht umgebracht“, brachte er keuchend hervor. „Das ist mir scheißegal“, entgegnete Thia, in der einen Hand den Schöpflöffel voller Sud, dessen Dampf sich seinen Weg gen Himmel bahnte. „Hinter dir, ein dreiköpfiger Affe“, rief Thia und zeigte mit der andren Hand auf die Wand hinter Dietmar. „Was? Wo?“ Dietmar drehte sich um, als Thia zu einem Satz ausholte, der sie direkt auf seinen Schultern landen ließ. Ruckartig zog sie seinen Kopf mit der freien Hand in den Nacken, öffnete seinen Mund und ließ die Brühe in seinen Hals laufen.

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Metalgnome 11 v. 15

Sie verfrachtete ihn auf einen Sessel, der in der Ecke stand und gab ihm unmissverständlich zu verstehen, sich ja nicht vom Fleck weg zu bewegen. Dietmar sah sie ungläubig an: “Schaaaaaaaatz“, entfuhr es ihm und eine Welle Erbrochenes ergoss sich aus seinem Magen auf den Fußboden. „Es tut mir laaaaaaaaaid….“, brachte er in einem blubbernden Tonfall aus sich heraus, während Thia schon damit beschäftigt war, das große Anti-High-Buch aus dem Küchenregal zu hieven und mit einem dumpfen Schlag mit dem Küchentisch zu vereinen. „Mal sehen“, sagte sie, während sie das Buch aufschlug mehr zu sich selbst als zu ihrem Gatten, der gerade dabei war, die Farben seines eben Erbrochenen zu studieren. „Rezept zur Bekämpfung jeglicher Art von Drogenrausch“. Dietmar hatte unterdessen den Sessel verlassen und krabbelte auf dem Boden herum, bis er eine Pfütze entdeckte, deren Konsistenz und Geruch auf Wodka zurück schließen ließ und gleich anfing, genüsslich an dieser zu lecken. „Sollte einmal die Wichtigkeit bestehen,“ las Thia vor, „den herrlich‘ Rausch vorzeitig beenden zu wollen, so nehme man sich der folgenden Zutaten an, die es sogleich gilt, in einem Kessel, der mit nicht weniger als 2 Litern Spiritus befüllet wurd‘, in gar vortrefflicher Manier, klein zu stückeln und nicht weniger als eine viertel Stund‘ zu köcheln. Beachtet werden muss der Hinweis gar sorgsam, dass das Schlucken des Gebräus zu sehr, in manchen Augen gar lust’gen, Nebenwirkungen führen kann. “ Thia warf einen prüfenden Blick auf ihren Mann, der gerade auf dem Rücken lag und wie eine Katze anfing zu maunzen, während er ein imaginäres Wollknäuel mit den Händen durch die Luft  jonglierte. „Noch lustiger?“, sagte sie ungläubig zu sich selbst, schüttelte den Kopf und fing an, die Liste der Zutaten durchzulesen.

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Metalgnome 10 v. 15

„Hrglmpf….“, rief er, als er schmeckte, wie frisches Gnomblut ihm von der Zunge tropfte. Das Aufrichten stellte sich für ihn als eine der schwereren Herausforderungen dar und taumelnd und keuchend steuerte er, diesmal die richtige Richtung anstrebend, auf das Regal zu, welches gleich darauf unter seinem Gewicht zusammenkrachte und seine explosionsartig aufeinanderfolgenden Fausthiebe, mit denen er das Kokspäckchen traktierte, dieses aufplatzen ließ, wodurch das weiße Pulver durch die Luft gewirbelt wurde, als feiner Nebel um Friedelindemann Pöckelsteinmayer schwebend, welchselbige mit lauten „Vernichte den Generaaaaal“-Schreien ihn zu heftigen Aggressionsausbrüchen verleitete, nicht bemerkend, wie der wertvolle Staub sich an seinen Augen, seinen Nasenöffnungen und auf den Lippen niederließ, erpicht darauf, in seine Blutbahnen einzudringen und durch diverse  bio-chemische Prozesse sein Gehirn noch weiter ins Land der Fiktion zu katapultieren. Der Staub legte sich. So schnell der Kampf begonnen hatte, war er auch schon zu Ende. Dietmar saß nackt auf dem Boden. Heftig atmend schaute er sich um. Der General war im ganzen Zimmer verteilt. Friedelindemann Pöckelsteinmayer besetzte einen Platz in der Menge der Kollateralschäden dieses Kampfes. Ihr Körper lag in heißen Scherben zerstreut auf dem Boden. Dafür stand Dietmars Frau Thia in der Tür. Sie blickte ihn an. Er blickte zurück. „Hey“, rief er und grinste übers ganze Gesicht. „Du hier?“ Ohne ein weiteres Wort packte ihn Thia an seinem Gnomdödel, zog ihn durch die Gänge und ignorierte dabei seine Kommentare über die Dualisierung autarker, nihilistischer Ansichten. „Die Grenzen der Realität verwischen“, rief Dietmar noch ganz außer Atem. „Der General ist tot, die Welt gerettet, was würdet ihr tun, wenn ihr mich wohl nicht hättet?“ Thia überschritt die Schwelle zur gemeinsamen Küche, immer noch Dietmar an seinem kleinen Gnomdödel hinter sich her ziehend.

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Metalgnome 9 v. 15

„Ohhh…“, staunte Dietmar und streckte seinen Körper der Glühbirne entgegen, bis seine Augen so nahe an der Lampe waren, dass seine Pupillen zu mikroskopisch kleinen Löchern wurden, durch die nicht einmal mehr der Fühler eines Schmetterlings gepasst hätte. „Ein Geheimnis?“, wiederholte er und ließ dabei sein Haupt in einer wippenden Bewegung von links nach rechts schlingern. Im Geiste fuhr er gerade auf einer Achterbahn Karussell mit einem Magen voller Rosinenbrötchen. Nur mit der Absurdität, dass er das Brötchen war. Ihm erschien das vollkommen logisch. „Ich liiiiiiebe Geheimnisse.“ „Okay, dann pass auf. Siehst du den Beutel mit den Kokain dort hinter dir?“ Dietmar nickte. „Das ist gar kein Kokain, Dietmar. Das ist der Geist eines alten Kriegshelden, eines Generals. Aber als er wegen Menschenrechtsverletzung vor den Kadi geschleppt und verurteilt wurde, schaffte er es, aus dem Hochsicherheitstrakt auszubrechen und vergewaltigte noch in derselben Nacht einen Schneemann. Man konnte ihn zwar wieder fassen und auf den elektrischen Stuhl schicken. Allerdings wurde bei seiner Einäscherung festgestellt, dass das Vergehen an dem Schneemann dazu führte, dass seine Asche die weiße Farbe der Unschuld annahm. Der Schmerz des Todes sitzt immer noch tief in ihm. Und heute Nacht, will er wieder in seine alte Gestalt zurück kehren und Tod und Verderben über die Menschheit bringen “. „Ehrlich?“, staunte Dietmar, die Augen schon hasserfüllt auf das Kokspäckchen im Regal gerichtet. „Ehrlich“, bestätigte Friedelindemann Pöckelsteinmayer und eine gewisse Hysterie schien sie zu befallen. „Ich hab das vorhin zufällig mitbekommen, als er sich mit den Pilzen darüber unterhielt. Dietmar, du musst etwas tun. Rette uns, Dietmar. Vernichte den General!“ Ohne zu Zögern warf sich Dietmar in die Richtung, in der er das Regal vermutet hatte, landete jedoch zunächst unsanft mit dem Kopf an der Wand.

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Metalgnome 8 v. 15

Dietmar sprang auf, galoppierte durch die Gänge, erblickte die offene Türe, betrat die Vorratskammer, um das Licht zu löschen, ignorierte dabei die Pillenhäufchen auf dem Boden, stürzte wieder auf den Gang hinaus und schloss die Türe hinter sich mit einen lauten Schlag. Stille lag im Flur. Dietmars Schädel begann zu dröhnen. Das Gefühl, die Wände kämen auf ihn zu, wollte sich nicht unterdrücken lassen. Der Gang, in dem er stand, war von dumpfen Erinnerungen geschwängert und die Luft war erfüllt mit immer abstruser und bizarrer werdenden Formen und Bildern, die in seinem Geiste plastische Formen annahmen. Als er nach Atem rang und etwas geistig verwirrt sich wieder ins Schlafzimmer aufmachen wollte, hörte er auf einmal eine leise Stimme: „He Dietmar…was soll das denn?“ Dietmar stutzte. Er schaute sich um, doch niemand war zu sehen. „Komm wieder zurück“, sagte die Stimme. Dietmar öffnete abermals die Türe zur Vorratskammer. Er drückte den Lichtschalter. Aber niemand war zu sehen. „Hallo“, fragte er in den Raum. „Ist da wer?“ „Ja…ich…“ Dietmar schaute nach oben und erblickte dort eine ihm wirklich nett erscheinende Lampe. „Hallo Dietmar“, sprach diese. „Hallo Lampe, was machst du denn da?“ Die Lampe strahlte ihn an: “Naja“, entgegnete sie ihm. „Mir ist langweilig, meistens häng hier nur so rum. “ „Oh, das tut mir leid für dich. Kann ich dir was Gutes tun?“ fragte Dietmar. „Ja“, sagte die Lampe wie aus der Pistole geschossen.. „Ich habe noch keinen Namen. Willst du mir nicht einen Namen geben? Bitte gib mir einen Namen.“ „Hmm…“ überlegte Dietmar und seine kleinen grauen Gnomzellen liefen auf Hochtouren, was jedoch kein allzu großes Kunststück war, da sich Dietmar stellenweise schon überfordert fühlte, wenn er sich selbst in Spiegel betrachtete. „Ich glaube ich nenne dich… Friedelindemann Pöckelsteinmayer.“ „Friedelindemann Pöckelsteinmayer“, wiederholte die Lampe.  „Ein wirklich schöner Name. Danke Dietmar. Dafür verrate ich dir auch ein Geheimnis.“

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Metalgnome 7 v. 15

Er kniete in demütiger Haltung vor ihr nieder. „Kein Gras, “ meinte Dietmar. „Gnom schwört!“ Er sah, leicht verzerrt, wie Thias Augen sich verdrehten und glaubte, einen gewissen Misston in ihrer Stimme zu hören: „Was zur Hölle hast du solange gemacht?“ Dietmar schaute auf seinen, nun schrumplig zusammen gefallenen Gnomdödel herab. „Vier-zehn-blau-e, drei-zehn-gel-be, zwölf-ro-te“, wisperte er leise in Gedanken. „Dietmar, sieh mich an!“ „Muh?“ „Ich werd jetzt nichts sagen. Ich werde mich auch nicht aufregen. Ich will einfach nur wissen, ob die gottverdammte, drecksverfickte, scheißverhurrte Tür endlich zu ist.“ „Jalla jalla, ombawe umba umba, going?“ “Du weißt also, was zu tun ist?” Dietmar schaute auf den Boden. „Honk!“ „Wirst du es tun?“ „Honk!“ „Nur die Tür zumachen?“ „Honk!“ „Soll ich vielleicht mitgehen?“ Dietmar baute sich vor Thia auf und seine nun kraftvolle Stimme klang mit einer durchdringenden Präsenz durch das kleine Schlafzimmer, während seine aufgepumpten Augäpfel drohten, den Schädel gänzlich zu verlassen und er den theatralischen Effekt mittels geschickt eingesetzter Gestik noch unterstützte:  „Keine Sorge, Mylady. Furchtlos, wie die Recken einst gezogen, stürze ich mich hinein ins wilde Leben um diese, meine Mission zu erfüllen und euch kurz nach meinem Wiedekehr Kunde zu bringen über mein ritterliches Raufhändel mit Gefahren der Wildnis, die mir unterwegs nun trotzen mögen, doch niemals mein Ziel aus den Augen verlierend, welches ich mit meinem Mut und ohne lange zu hadern, furchtlos zu erreichen erpicht bin, wird mir der Götter gleich die Macht verliehen werden, von mir selbst, HAHA, auf dass auch die ein Ende finde und der Ruhm, der mir zugleich wird, er soll nun gefürchtet werden, weit über alle Grenzen des Landes hinaus, so dass ich der Glückseligkeiten mehrere euch zu bescheren nun vermag, wofür nun heut an diesem Tage, der Herr die Gnade mir…“ „RAUS!“ Thias gewaltige Stimme unterbrach seinen Monolog.

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Metalgnome 6 v. 15

Dietmar knipste die Lampe an. „Lass die Finger vom Gras“, äffte er seine Frau nach. „Was sagst du als Lampe dazu?“ Die Lampe schwieg. „Kannst du oder willst du nicht mit mir reden?“ lallte Dietmar der Glühbirne entgegen und hob einen Finger vor dieselbe. Die Lampe schwieg immer noch. Doch Dietmar interpretierte den Schatten seines Fingers, der genau auf das große Päckchen mit den Pillen in dem Regal zeigte, als ein Zeichen. „Ohhh….BUUUUNT…“, sagte er freudig und drehte sich wieder zur Lampe um. „Du meinst, ich soll wirklich…?“ Die Lampe schwieg ihn immer noch an. „Huuiiii…ohja, du hast recht.“ Er leerte die Schachtel mit den Pillen auf den Boden und fing an, sie nach Farben zu sortieren. Dabei sprach er sehr rhythmisch: „Blau-e-links, gel-be-rechts, ro-te-in-die-Mit-te.“ Nachdem er  drei kleine Pillenhäufchen vor sich hatte, zählte er sie und sagte dann vergnügt: „Vier-zehn-blau-e, drei-zehn-gel-be… zwölf-ro-te.“ Er drehte sich zur Lampe. „Da stimmt der Rhythmus nicht mehr. Was nun, was soll ich tun?“ Die Lampe schwieg. „Jaaaa“, sagte Dietmar. „Du hast recht, so mach ichs.“ Er nahm eine der blauen Pillen und schluckte sie. „Drei-zehn-blau-e, drei-zehngel-be, zwölf-ro-te“, bemerkte er. Diesmal griff er zu einer gelben Pille, die abermals sang- und klanglos in seinem Mund verschwand. „Drei-zehn-blau-e, zwölf-gel-be, zwölf-ro-te“. Dietmar schaute zur Lampe und grinste: „Gleich fertig“, sagte er, ignorierte das Schweigen und steckte sich die nächste Pille in den Hals. Wieder eine Blaue. „Zwölf-blau-e, zwölf-gel-be, zwölf-ro-te… juhuu, toller Rhythmus“, freute er sich. „DIEEETMAAAAAAAAR…was treibst du denn jetzt schon wieder?“ Thias Schreie klangen dumpf zu Dietmars Ohren hindurch. „Oh oh“, sagte er zur Lampe aufschauend. „Gnom muss los.“ Sprachs und hetzte Richtung Schlafzimmer. „Hier bin ich, holde Maid, sagt an, was ist euer Begehr?“ Thia sah ihn, ohne ein Wort zu sagen, an.

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Metalgnome 5 v. 15

Sein immer noch steifer, kleiner Gnomdödel wippte bei jeder Bewegung auf und ab und löste in Dietmar wahre Freudengefühle aus, so dass er anfing, mit sich selbst über Licht und Schatten zu diskutieren. „Hmm“, dachte er bei sich, „wenn ich Licht wäre, dann müsste ich ja auf sämtliche Gnomdödel aufprallen, die so im Licht stehen, wie ich hier grad. Ich würd gern wissen, ob Licht männlich oder weiblich ist.“ Von diesem Gedanken beflügelt, stellte er eine Gleichung für das Bestimmen des Geschlechtes von Licht auf, die er jedoch kurz darauf wieder vergas. Er wusste im Nachhinein nur noch, dass es auf prinzipieller Basis etwas mit Schrödingers Katze und sexueller Nötigung derselben zu tun hatte. „Wie auch immer“, unterbrach er seine eigenen Gedankenfluten. „Auf jeden Fall sollte man dem Licht was Gutes tun.“ Sein Blick fiel auf zwei fertig gebaute Joints auf dem mittleren Regalbrett vor sich, die er sofort beide auf einmal in den Mund steckte, anzündete und den Schatten beobachtete, den der Rauch auf die Felswand warf. „So liebes Licht“, sagte er zu der Lampe, die von der Decke hing. „Jetzt haste auch mal was vom Leben.“ Ein Ruf unterbrach seinen philosophischen Gedankengang: „DIETMAAAAR, wo bleibst du denn?“ „Uiiii…“ Dietmar riss die Augen auf. „Ich muss los liebes Licht. Tschüüüüüüß.“ Diemar lief zurück und stürmte das gemeinsame Schlafzimmer mit einem lauten „Olee Olee, isch bin die Weihnachtsfee.“ Thia sah ihn entgeistert an. „Heilige Scheiße“, sagte sie, „du bist ja noch dichter als vorher.“ „Sag isch ja“, grinste Dietmar. „Isch bin ein Dichter, höhö.“ Thia drehte ihm beleidigt den Rücken zu. „Wenn du wieder ins Bett willst, dann nüchter dich erst mal aus. Ist die Tür jetzt eigentlich zu?“ „Öhh…frag die Lampe. Die is lieb.“ „DIETMAR!“ „Jaja, ich geh ja schon, ich mach ja schon…“ Dietmar drehte sich um und ging wieder zur Vorratskammer. Die Tür stand offen. „Und lass die Finger vom Gras“, hörte er Thia ihm hinterher rufen.

6 v. 15

Metalgnome 4 v. 15

Dietmar kniff seine eh schon viel zu zugequollenen Augen zusammen. „Naja…vielleicht nur einen ganz Kleinen…“ gab er reumütig vor seiner Frau zu. „Ich hab dir doch schon mal gesagt,“ meinte Thia „nach dem Abendessen nichts mehr naschen. Du hast vorhin schon zwei Lines gezogen und nen halben Kasten Wahrsteiner leergebechert, das wird dir ja wohl reichen.“ Dietmar setzte einen herzerweichenden Hundeblick auf. „Ähhh… ich liebe Dich.“ Thia bemerkte, dass sie in diesem Zustand keine Chance hatte, aus Dietmar auch nur einen vernünftigen Satz herauszubekommen. Sie fand sich mit der Situation ab, dass eine Standpauke nun eh nichts mehr bringen würde. „Vergiss es!“ sagte sie zu ihrem zugedröhnten Gnomgatten. „Hast du die Tür zur Vorratstür auch wieder zugemacht?“ Dietmar suchte in seinen perforierten Gehirnsträngen nach Lösungsansätzen für diese, zumindest ihm sehr schwierig vorkommenden Frage und begnügte sich dann im Endeffekt mit der einfachsten Antwort, die der Wahrheit schon ziemlich nahe kam: „Vielleicht…?“ sagte er und war sogleich nahezu stolz auf die absolut korrekte Aussage dieses eigentlich nichts aussagenden Satzes und fühlte sich dabei, als er hätte er einen Nobelpreis verdient. „Das reicht.“ Thia stieg von Dietmar herunter und setzte sich neben ihn. „Du gehst jetzt sofort raus und schaust, ob die Türe auch zu ist. Ich habe keine Lust, dass ich morgen beim Frühstück wieder tote Maulwürfe aufsammeln muss.“ „Och menno…,“ grunzte Dietmar, stieg aus dem Bett und lief nackt Richtung Vorratskammer. Wie Frauen nun mal so sind, hatte Thia natürlich Recht. Die Türe stand sperrangelweit offen und Dietmar verfluchte seine Vergesslichkeit. Er hätte sie ja wirklich gern geschlossen und wäre schnell wieder ins Bett zurückgegangen, doch in der Vorratskammer herrschte ein von der Decke herabfallendes Licht, das sein drogenüberschwemmtes Hirn mit Faszination erfüllte, als es einen perfekten Schatten seines Körpers an die Wand warf.

5 v. 15