Oma und die Bürokratie 2 v. 4

Also bin ich wieder ins Bürgerbüro und versuchte, einem andren Auszubildenden meine Situation nahezubringen. Er kapierte gar nichts und meinte ich solle zur Polizei gehen. Da war ich grade, sagte ich. Ich soll es doch nochmal versuchen und denen sagen, dass man für mich nichts hier tun könne. Also bin ich wieder zur Polizei. Zum Glück ist das nicht so weit.

Die haben mich zuerst gefragt, ob ich mich ausweisen könne. Nein, sagte ich. Was ich denn hier wolle, fragten sie mich. Ihnen beweisen, dass ich ich bin, sagte ich. Und dann fing ich an, mein Leben zu erzählen.

Ein dicker Polizist schrieb alles mit. Mein komplettes Leben erzählte ich. Dann fragte er mich, ob ich schon mal polizeilich aufgefallen wäre. Nein sagte ich, aber ich hab mal meinen Führerschein wegbekommen. Ach so, sagte der Mann, das sei leicht zu überprüfen. Juhuu, dachte ich, hatte das also doch noch was Gutes. Tipptipptipp und schon war klar, meine Angaben stimmten mit seinen überein. Naja, meinte er, aber es ist immer noch nicht klar, ob Sie sie sind. Sie könnten das ja auch alles auswendig gelernt haben. So langsam wurde ich patzig. Schauen sie sich meinen Lebenslauf an, sagte ich. Wenn ich so fleißig wär, so was auswendig zu lernen, glauben sie dann wirklich, dass ich dreimal die Schule und zweimal das Studium gewechselt hätte? Stimmt, sagte er grinsend und druckte mir ein Dokument aus, auf dem meine Identität bestätigt wurde.

Da war ich froh, dass ich immer so faul und dumm war.

Danach sagte er zu mir noch, es wäre einfacher gewesen, jemanden mitzubringen, der mich kennt und der bestätigen kann, dass ich ich bin.

Da schlug ich mir an den Kopf und schämte mich nun doch, dass ich so dumm bin.

Aber egal, ich ging gleich ins Bürgerbüro einen neuen Personalausweis zu beantragen. Die Leute freuten sich, mich zu sehen und nahmen sofort das Dokument entgegen, kritzelten drauf rum und meinten, Donnerstag könne ich ihn abholen. Schön, meinte ich, aber dürfte ich nun das Dokument wiederhaben, um mich wenigstens vorrübergehend ausweisen zu können? Nein, meinten sie, denn sie bräuchten das jetzt für ihre Unterlagen. Und Kopien könnten sie keine machen. Kopierer kaputt. Ich solle doch zur Polizei gehen und mir noch einen ausstellen lassen. Also ging ich wieder über die Straße, um die Ecke zur Polizei. Dort schilderte ich, wie schon so oft an diesem Tag, meine Situation.

Natürlich könne man mir noch ein solches Dokument ausstellen.

Kostet aber 11,50 Euro Bearbeitungsgebühr.

Ob ich das Geld denn gleich dabei habe. Nein, sagte ich, denn wie sie sich vielleicht erinnern können, wurde mein Geldbeutel gestohlen. Ah, sagte der Polizist. Ja haben sie denn kein Konto bei der Bank? Doch, sagte ich, jedoch befindet sich auch meine EC Karte in besagtem Geldbeutel. Ah, sagte der Polizist, aber sie können doch auch an den Schalter gehn und direkt Geld abheben. Nein, sagte ich, da muss ich mich ausweisen, sonst geben die mir nichts. Ah, sagte der Polizist, und dafür bräuchten sie also dieses Dokument. Genau, sagte ich.

Das macht 11,50 meinte er.

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