Shlokmer war klein, haarig und unauffällig wie ein Teppich in einem Teppichlager. Er arbeitete als Aushilfs-Verwaltungswart dritter Klasse im Amt für Glaubensangelegenheiten – einer Einrichtung, die es offiziell gar nicht geben durfte, laut Formular 17-A „Säkularitätsbekundung der Landesverwaltung“.
Aber da niemand genau wusste, ob es Götter auf Fnyll wirklich gab – oder ob sie sich nur in die Personalakten anderer Götter eingeschlichen hatten –, beschloss man, vorsichtshalber ein Amt zu gründen. Für alle Fälle.
Shlokmers Aufgabe war es, Anträge auf anerkannte Wunder entgegenzunehmen und ihre bürokratische Plausibilität zu prüfen.
Eines Morgens trat ein Mönch mit wallendem Bart in das kleine Büro.
„Ich habe ein Wunder vollbracht!“, rief er. „Ein blinder Fisch hat mir das Wetter vorhergesagt!“
Shlokmer, der gerade Tee in seinen Aktenordner gegossen hatte (er hatte sich in der Thermoskanne geirrt), lächelte höflich.
„Haben Sie Formular 88-W dabei? Das ist das für Wunder natürlichen Ursprungs mit tierischer Beteiligung.“
Der Mönch schnaubte. „Ich bin ein vom Himmel erleuchteter Prophet! Ich brauche keine Formulare!“
„Doch“, sagte Shlokmer und zeigte auf das Schild hinter sich. Es lautete:
„Glaubenswahrheiten sind ohne Aktenzeichen nichtig.“
Der Mönch zückte eine Rolle Pergament. Es war mit goldenen Lettern beschriftet und leuchtete sanft.
Shlokmer seufzte. „Das ist schön. Leider fehlt die amtliche Beglaubigung durch eine göttliche Zwischeninstanz.“
„Ich bin die Zwischeninstanz!“
„Beweisen Sie es mit Formular 32-BG – „Bestätigung der himmlischen Bevollmächtigung“, Stufe bronze.“
Der Mönch verließ das Büro grummelnd, kam eine Woche später zurück, diesmal mit einem fliegenden Kaktus. Er behauptete, es handle sich um einen Beweis göttlicher Intervention.
„Der Kaktus spricht in Rätseln!“, sagte er.
„Er zitiert die Steuerordnung“, sagte Shlokmer. „Seite vier, Absatz neun.“
Dann stutzte er.
Der Kaktus war tatsächlich korrekt.
Am Ende musste Shlokmer das Wunder offiziell anerkennen. Es wurde als „Anomalie mit hoher Steuerpräzision“ eingestuft.
Das Amt druckte eine Urkunde. Der Mönch gründete eine Religion.
Shlokmer bekam eine Gehaltserhöhung. Und ein neues Formular: 88-W-KK – „Wunder mit kaktusbasiertem Kontext“.
Er war zufrieden.
Bis der Kaktus auf sein Büro zeigte und sagte: „Du schuldest mir 19 % Umsatzsteuer.“
Shlokmer trank seinen Tee. Aus dem Aktenordner.