Die Vergabekonferenz der Bedeutungen

Vortak hatte es nicht gewollt.

Er hatte sich einfach nur zur Teeküche begeben, als ihn zwei Wusel rechtskräftig zur „Konferenz über Bedeutung und semantische Zuordnung im Verwaltungsbereich Sternbehörde“ zitierten.

„Sie wurden ausgewählt. Herzlichen Beitritt“, sagte einer.

Im Konferenzraum saßen elf Beamte, drei Wuselkörbe und ein halb manifestierter Nebensatz. Die Tagesordnung:

1. Definition von „unwesentlicher Zusatz“
2. Recht auf Erinnerung bei Begriffen
3. Bedeutungspflicht für Zwischenzeilen

Vortak wurde zu Tagesordnungspunkt 2 befragt.

„Was bedeutet für Sie ‘Vorgang XZ-21b’?“, fragte der Vorsitzende.

„Ich glaube, das war mal ein Stempelvorgang mit Glitzer.“

„Glauben reicht nicht“, sagte der Nebensatz und löste sich in Fußnoten auf.

In der Mittagspause wurde ein Sandwich zum Sinnbild existenzieller Leere erklärt. Die Mayonnaise bekam einen Sonderstatus als ironisches Medium.

Am Nachmittag diskutierte man hitzig über die sprachliche Relevanz von Kaffeeflecken auf Berichten. Vortak widersprach. Der Kaffeefleck entgegnete.

Am Ende der Sitzung hatte Vortak – gegen seinen Willen – einer semantischen Umbenennung seiner Abteilung zugestimmt. Sie hieß jetzt „Sinnlichkeitsbezogene Statistikstelle für kontingente Bewusstseinsfragmente“.

Der Wandteppich zuhause lachte ihn aus.

„Du bist jetzt offiziell bedeutend!“, höhnte er.

Vortak antwortete nicht. Er hatte beschlossen, wenigstens im Bad wieder bedeutungslos zu sein.