Es begann, als Vortak seine Sockenschublade öffnete – und eine formelle Beschwerde vorfand.
„Sehr geehrter Träger, wir, die Gemeinschaft der Linkssocken, sehen uns gezwungen, auf unhaltbare Zustände hinzuweisen…“
Es folgte eine Liste. Ungleiches Waschen. Verstöße gegen das Paarungsprotokoll. Und eine unzumutbare Quote an Einzelgängertum.
„Ich… ich wusste nicht, dass ihr Gewerkschaft seid.“
„Nicht wir. Ich!“, rief eine einzelne Socke. „Ich bin Gernot. Sprecher der Linkseinheit.“
Vortak hielt inne. „Du bist allein.“
„Und doch spreche ich für viele.“
Im Büro roch es den ganzen Tag nach Waschmittelresten. Die Socke hatte sich in seinen Rucksack geschmuggelt. Bei der Kantine intervenierte sie.
„Diese Suppe entspricht nicht der thermischen Charta!“
Am Nachmittag folgte ein interdisziplinäres Schlichtungsgespräch mit dem Bürostuhl, der seit Tagen auf ein Sitzverhalten mit mehr Respekt pochte.
„Ich bin kein Ablageort für Frustration!“, polterte er.
Vortak nickte. „Ich verstehe euch. Ich verstehe euch alle nicht, aber ich verstehe, dass ihr da seid.“
Die Socke organisierte abends eine Demonstration im Wäschekorb. Drei Socken und ein T-Shirt mit Loch protestierten gegen das „System aus Tragen und Vergessen“.
Vortak gab ihnen einen eigenen Korb. Und ein Schild.
„Danke“, sagte Gernot, die Socke.
„Aber ich behalte meine Ruhe“, antwortete Vortak. „Und mein rechten Socken.“
Die war nämlich bisher erstaunlich still geblieben.