Vortak Varm hasste Montage. Nicht wegen des Aufstehens das hatte er inzwischen in einen meditativen Zustand zwischen Trotz und Resignation verwandelt , sondern wegen der Wochenplaene.
Sein Abteilungsleiter hatte kuerzlich ein magisch gestuetztes Planungssystem eingefuehrt: Der Kalender war jetzt ein lebendiges Wesen mit Meinung, Stimmlage und wechselhafter Laune.
Heute stehen drei Besprechungen, zwei Rueckfragen und eine Portion Zweifel auf dem Plan, sagte der Kalender am Morgen.
Ich habe keine Zeit fuer Zweifel, sagte Vortak.
Das sagen sie alle, kicherte der Kalender. Deshalb stehen sie drin.
In der ersten Besprechung wollte niemand reden, weil das Protokollbuch neuerdings automatisch Schamgefuehle bei unueberlegten Beitraegen ausloeste.
In der zweiten Besprechung hatte sich die Flipchart spontan in eine Echse verwandelt. Niemand wusste, warum. Die Echse war wortkarg, aber ausdrucksstark.
Vortak trug in der Pause seinen Kalender in die Kantine. Der Kalender las laut seine Wochenaufgaben vor.
Zettel sortieren, Trankkostenstelle ueberpruefen, Ruecksprache mit der Abteilung fuer Zeitumkehrversuche
Kann ich das nicht am Donnerstag machen?
Donnerstag ist mir zu sonnig, sagte der Kalender.
Vortak holte tief Luft. Dann tunkte er den Kalender in seinen Eintopf.
Der Kalender wurde still.
Zumindest fuer heute.