Liebes Tagebuch, gestern war ein komischer Tag. Der erste Schultag nach den Ferien. Ich hab sogar was kapiert. Das war zwar auch komisch, aber nicht so komisch wie die 24h, die darauf folgen sollten. Als ich nämlich aus der Schule ging, stellte ich fest, dass sich mein Geldbeutel nicht mehr am gewohnten Platz befand. Genauer gesagt, er befand sich an keinem Platz mehr, den ich irgendwie hätte entdecken können. Er war weg. Verloren haben konnte ich ihn allerdings nicht. Denn kurz vorher war er ja noch da. Bei mir. Und dann nicht mehr. Ich glaube, er wurde gestohlen. Es gibt so viele böse Menschen, da ist das gar nicht mal so abwegig, dass ein Geldbeutel geklaut wird. Wie dem auch sei, ich bin dann erst mal nach Hause gefahren und hab mich natürlich drüber aufgeregt. Dann schlief ich aber nach erfolgreicher Onanie ein.
Heute Morgen bin ich gleich zur Polizei gegangen, um den bösen Dieben zu zeigen, dass das so nicht geht. Der Polizist meinte, ich müsse mich ausweisen. Da sagte ich, das sei unmöglich, mein Personalausweis war ja in dem Geldbeutel. Er fragte, ob ich was anderes dabei hätte, um mich zu legitimieren. Im Kopf ging ich folgendes durch: Perso weg, Führerschein weg, Schülerausweis weg, Bahncard weg, Schülerticket weg, Krankenkassenkarte weg, Biblioausweis weg.
Nein, sagte ich. Da meinte er, das sei so nicht richtig. Das weiß ich auch, meinte ich und ging wieder, da ich dachte, es sei wohl erstmal besser ins Bürgerbüro zu gehen und zu schauen, was die so tun können. Dort angekommen und die Lage geschildert, fragte mich die nette Auszubildende mit dem dicken Pickel auf der Backe, ob ich mich denn ausweisen könne. Nein sagte ich und sie meinte, sie bräuchte meine Geburtsurkunde.
Ich weiß, dass diese im Tresor zuhause liegt. Also ging ich nach Hause. Jedoch wusste ich nicht, wo der Schlüssel für besagten Stahlschrank sich befand. Also rief ich meine Eltern an und schilderte die Lage. Meine Mama meinte, ich könnte immer zu ihr kommen, wenn ich Probleme habe. Nun, ich hatte ein Problem und sie war irgendwo an der italienischen Grenze. Und hatte den Tresorschlüssel mit dabei. Sie sagte, ich krieg das schon hin. Bin ja schon groß. Und ich soll nicht vergessen, den Müll heut Abend rauszustellen. Morgen ist sie wieder da. Glaubt sie zumindest.